Wie Veränderung gelingt

Wie Veränderung gelingt.

Aus meiner Sicht ist es ein großer Unterschied, ob du dich bewusst für eine Veränderung entscheidest oder in eine Veränderung von außen hinein gezwungen wirst. Doch gerade, wenn äußere Umstände Veränderungen erfordern hilft es sehr. Sich bewusst und aktiv für eine Veränderung zu entscheiden und diese proaktiv anzugehen. Denn es stärkt das Gefühl für die eigene Selbstwirksamkeit, wenn wir bewusst Entscheidungen treffen.

Proaktive Entscheidungen helfen uns dabei uns selbstwirksam zu fühlen.

Uns als Opfer der Umstände wahrzunehmen dagegen verstärkt unsere eigenen Ohnmachtsgefühle. Überlege dir daher, für welche Veränderungen kannst du dich in der jetzigen Situation aktiv entscheiden? Was kannst du angehen? Was willst du aktiv verändern?

Veränderungen, egal ob wir diese selbst wollen oder ob wir uns durch äußere Umstände verändern, sind jedoch immer emotionale Abenteuer.

Ein Veränderungsprozess gleicht einer Achterbahn. In manchen Phasen kommst du vielleicht richtig gut voran und hältst dich für total genial. Du denkst du wuppst dein Veränderungs-Projekt mit links, denn wenn es jetzt so weitergeht, dann kann ja nichts mehr schiefgehen (“Euphorie-Phase”). Auf das Hoch folgt jedoch ein Tief, in dem alles schiefgeht. Es läuft nicht rund und vielleicht gäbe es andere, viel bessere Optionen?

Je nachdem, an welcher Stelle im Veränderungsprozess du dich gerade befindest, spürst du vielleicht Unsicherheit, Angst, Wut  oder wirst von Zweifeln geplagt. Aber auch Freude und Euphorie warten auf dich.

Wenn du auf dieses Auf und Ab deiner Gefühle nicht vorbereitet bist, wirst du womöglich an der einen oder anderen Stelle abbrechen wollen. Doch Wissen hilft! Wenn du verstehst, dass es ein Teil des Prozesses ist, wird es dir leichter fallen auch durch die schwierigen Phasen hindurchzugehen.

Lerne von den Change Managern

Auch Unternehmen sind zunehmend mit Veränderungsprozessen konfrontiert. Daher hat sich die Disziplin des sogenannten Change Management etabliert. Das Change Management, zu deutsch Veränderungsmanagement, befasst sich damit, wie Veränderungen in Unternehmen möglichst reibungslos und wirkungsvoll funktionieren können.

In “Change-Management-Prozessen” nutzen Unternehmen oft verschiedene Modelle, um die unterschiedlichen Phasen einer Veränderung zu veranschaulichen. In diesem Artikel zeige ich dir ein Modell, das du dir für deinen persönlichen Veränderungsprozess zunutze machen kannst und das dir auch hilft deine Coachees und deren Verhalten einzuordnen.

Veränderung ist, auch wenn sie freiwillig ist, herausfordernd!  

Dadurch, dass du dir im Vorfeld bewusst machst, dass du während der Veränderung verschiedene Phasen durchläufst, bist du auf die emotionale Berg- und Talfahrt besser vorbereitet.

Denn jede der Phasen hat ihre ganz eigenen  Herausforderungen und bringen spezifische Gefühle mit sich. Die Gefühle sind besonders stark, da sich im Veränderungsprozess auch unser Selbstbild verändert.

Im Folgenden werde ich dir die einzelnen Phasen genauer beschreiben und dir Tipps geben wie du damit umgehen kannst. Das kannst du anwenden, wenn du selbst gerade drin steckst und auch um deine Coachees zu unterstützen.

Phase 1: Hoffnungen und Sorgen “vielleicht sollte ich, aber!”

Du bist mit dem Ist-Zustand unzufrieden und hättest es gerne irgendwie anders. Vielleicht ist dir aber noch nicht so klar, wie du es gerne hättest. Außerdem könnte ja auch alles viel schlimmer werden. Der Status quo ist dir bekannt und es fällt dir schwer dich aus deiner Komfortzone herauszubewegen. In dieser Phase musst du dir die Dringlichkeit deines Wandels bewusst machen. Male dir aus, was passiert, wenn alles so bleibt wie bisher.

Phase 2: Entscheidung “Ja ich will etwas ändern!”

Dir ist jetzt klar, dass du etwas ändern willst. Du hast verstanden, dass die Situation nicht so bleiben kann, wie sie gerade ist.

Entwickle ein genaues Bild davon, wo du hin möchtest. Mache dir z. B. ein Vision Board oder visualisiere dein Ziel auf andere Art und Weise. Überlege dir, wer dich in deinem Vorhaben unterstützen kann und suche dir Menschen, die dich durch den Veränderungsprozess begleiten und dich in schwierigen Situationen motivieren können. Vielleicht hilft dir eine Master Mind Gruppe oder ein Erfolgsteam oder du suchst in Facebookgruppen nach Menschen, die das gleiche Ziel haben wie du.

Phase 3: Euphorie “Alles wird besser werden.”

Du bist optimistisch, dass durch deine Entscheidung nun alles besser werden wird. Erst malst du dir in den buntesten Farben aus, wie es dir gehen wird, wenn du dein Ziel der Traumverwirklichung erreicht hast. Du bist hoch motiviert. Verfalle jetzt nicht in blinden Aktionismus. Nutze deine Anfangseuphorie und arbeite dir eine konkrete Strategie aus, mit der du deinen Traum verwirklichen kannst. Mache dir einen Plan, der dich über deine anfängliche Motivation hinaus trägt. Ich kann dir empfehlen, dich mit der WOOP-Methode vorzubereiten.

Phase 4: Chaos “Ich weiß nicht wie es gehen soll!”

Deine Anfangsmotivation hat dich die ersten großen Schritte vorangebracht. Nun bist du mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert und oft auch überfordert. Du merkst, dass du bestimmte Fähigkeiten noch nicht hast. Vieles gelingt dir nicht und du bist frustriert, weil es in dieser Phase nicht vorangeht. Du denkst, dass du es niemals schaffen kannst, dir alles anzueignen was du brauchst. In dieser Phase wirst du auch merken, dass dein gefasster Plan wahrscheinlich nicht in allen Punkten aufgeht und du dein Vorgehen an einigen Stellen noch mal anpassen musst.

Achtung! In der Phase des Chaos fühlst du dich wahrscheinlich oft überfordert und mit deiner Energie am Ende. Gib nicht auf. Es ist eine Anpassungsphase und du wirst ganz viel Neues dazu lernen.

In der Chaosphase passt dein altes Selbstbild nicht mehr zu den neuen Herausforderungen. Du bist gezwungen zu überprüfen, ob das was du über dich selbst denkst, zu dem passt, was du erreichen willst.

Entweder du glaubst, du kannst etwas, oder du glaubst, du kannst es nicht. Du wirst immer recht behalten.

Henry Ford

Phase 5: Verzweiflung “Wer bin ich?”

Am Tiefpunkt der Chaosphase kommt die Verzweiflung. Deine bisherigen Strategien und Pläne funktionieren nicht. Du scheiterst an den Aufgaben und hast das Gefühl, du kommst gar nicht voran. In vielen Change Modellen wird diese Phase das “Tal der Tränen” genannt und das trifft es auch ziemlich gut. Du stellst dich selbst infrage und dein Selbstbild verändert sich. An diesem Tiefpunkt bist du verwirrt und unmotiviert. Du weißt nicht mehr, wie du dich verhalten sollst.

Um aus diesem Tief herauszukommen musst du dazulernen, neues ausprobieren und bereit sein, deine bisherigen Denk- und Verhaltensmuster infrage zu stellen.

Phase 6: Entwicklung “Aha, so geht das. Oder?”

Du probierst dich selbst und neue Strategien in der neuen Situation aus. Dadurch lernst du dazu und findest heraus, was für dich funktioniert und was nicht. Durch deine Try-and-Error-Experimente strukturiert sich dein Vorgehen. Du entdeckst deine neuen Erfolgsstrategien und das Chaos sortiert sich.

Irrtümer und Rückschläge sind dabei natürlich nicht ausgeschlossen. Lass dich nicht entmutigen und passe auf, dass du nicht in Phase 1 zurückfällst. Steter Tropfen höhlt den Stein: Überzeuge dich immer wieder selbst von deinem Vorhaben. Schaue dir regelmäßig dein “Vision Board” an. Suche dir Affirmationen, die dir dabei helfen deine Glaubenssätze neu auszurichten. Wichtig ist, dass du das Vertrauen in deinen Traum aufrechterhältst und deine Motivation stärkst.

Phase 7: Stabilisation “Ich bin wie neu.”

Du hast das Gefühl, kompetent in deiner neuen Rolle zu sein. Deine Denke und Handeln ist der neuen Situation angepasst und du hast Gewohnheiten etabliert, die dein erreichtes Ziel fest in deinem Alltag verankern.

Du hast deinen Change Prozess erfolgreich durchlaufen und fühlst dich nun gefestigt in deinem neuen Selbstbild.

Fazit

Wenn du die Phasen und die damit verbundenen Gefühle kennst, dann kannst du dich auch auf die damit einhergehenden Stolpersteine vorbereiten und dein persönliches Veränderungsprojekt erfolgreich meistern.

In den Euphorie-Phasen kannst du zu Selbstüberschätzung und Leichtsinn neigen – da dir sowieso alles gelingt. Du denkst, du kannst es locker angehen lassen. In den Krisenphasen schlägst du dich mit Katastrophen-Phantasien, Mutlosigkeit und Resignation herum und musst dir Strategien überlegen, wie du motiviert bleibst und dein Ziel nicht aus den Augen verlierst.

Kommen dir die Phasen bekannt vor? Erkennst du dich selbst in der ein oder anderen Phase wieder? Wie kannst du das Wissen um die 7-Phasen der Veränderung für deine Arbeit als Coach nutzen?

Schreibe einen Kommentar

Falls du deinen Namen nicht angeben willst, kannst du auch ein Pseudonym verwenden. Wenn du hier kommentierst, werden deine personenbezogenen Daten dafür verarbeitet und gespeichert. Näheres dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung.